Grenzverkehr: Wer rauchen will, geht nach OberndorfVon Berthold Schmid | 12.02.2014 - 10:15 | Kommentieren
In der bayerischen Grenzstadt Laufen klagen Gastwirte über Einbußen wegen des Rauchverbots. Raucherlokale in Oberndorf profitieren hingegen vom Zigarettenqualm.
Rauchen ist nur im Freien erlaubt: Stadtcafé-Chef Martin Bösenecker baut in Laufen seinen Schanigarten auf. Bild: SN/berthold schmid
Rauchen ist nur im Freien erlaubt: Stadtcafé-Chef Martin Bösenecker baut in Laufen seinen Schanigarten auf.
150 Meter entfernt darf im Cafe Cappuccino in Oberndorf gequalmt werden. Bild: SN/berthold schmid
150 Meter entfernt darf im Cafe Cappuccino in Oberndorf gequalmt werden.
Die guten nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen Oberndorf und der bayerischen Schwesterstadt Laufen an der Salzach sind bekannt. Aber in einem Punkt herrscht seit geraumer Zeit ein Ungleichgewicht. Immer mehr Gäste mieden die Gastronomie in Laufen und kehrten lieber in Oberndorf ein, heißt es. Diese Klagen kommen von Wirten und Barbesitzern in Laufen, denen das rigorose Rauchverbot in Lokalen, wie es das bayerische Gesetz seit 2010 vorschreibt, an die Existenz gehe.
Stefanie Büttner ist nach ihrer Darstellung ein solches "Opfer". "Ich bin seit 16 Jahren in der Gastronomie, aber genau vor einem Jahr habe ich meine Stefis Bar zusperren müssen. Der Umsatz ist seit dem Rauchverbot um die Hälfte eingebrochen." Sie wisse auch von anderen Wirten, die seither an der Existenzgrenze schwämmen. "Betroffen ist vor allem das Nachtgeschäft", sagt sie. Derzeit arbeitet sie als Kellnerin im Stadtcafé Laufen. Das sei ein Tagesgeschäft und die älteren Kundschaften hätten mit dem Verbot kein Problem. Man habe sich daran gewöhnt. Und wenn das Wetter mitspiele, werde ohnehin der Schanigarten eingerichtet.
Ihr Chef Martin Bösenecker ist im Zwiespalt: "Klar ist das Rauchen nicht gesund. Aber Raucher sind auch Menschen", sagt er und erzählt von Stammgästen, die bei ihm im Sommer gern im Freien sitzen, während der kalten Jahreszeit jedoch die knapp 150 Meter über die Salzachbrücke nach Oberndorf ins Kaffeehaus gehen, weil sie dort eben rauchen könnten.
"Vielleicht wäre es in Bayern doch gescheiter gewesen, für Raucher die Möglichkeit für einen Extraraum, so wie in Österreich, zu schaffen", betont Bösenecker, der auf ein weiteres Folgeproblem hinweist. "Wenn dann alle Raucher vor einem Lokal zusammenstehen, kommt es in den Abend- und Nachtstunden nicht selten zu Anrainerbeschwerden wegen Lärms. Manchmal auch wegen Geruchsbelästigung, weil der Zigarettenrauch nach oben zu den Fenstern aufsteigt."
Szenenwechsel über die Salzachbrücke in das Café Cappuccino in Oberndorf: Dort serviert Marina Maiburger Kaffee und Kuchen. Im Hauptraum sitzen drei Gäste. Im zweiten Raum, einem Wintergarten mit Schiebetür, ist es voll. Eine Damenrunde trinkt Bier und Aperol gespritzt. Der Aschenbecher ist voll. Einen Tisch weiter zwei junge Frauen bei einem Imbiss, auch sie rauchen. Dahinter liest ein Gast die Zeitung, auch er raucht.
"Ja, es stimmt schon, dass vermehrt Gäste aus Laufen nach Oberndorf kommen, wenn es ums Rauchen geht", sagt die Kellnerin. "Die Jugend tut das schon lang, weil es in Oberndorf zudem die besseren Discos und Bars für sie gibt. Aber manche Menschen suchen halt die Geselligkeit und da scheint das Rauchen irgendwie dazuzugehören."
Wieder zurück nach Laufen: Im alteingesessenen Gasthaus Greimel trinkt eine Männerrunde am Stammtisch bayerisches Bier. Stefan Groitl, der 48-jährige Wirt, der das Haus in der vierten Generation führt, klingt zum Thema Nichtraucherschutz wie ein Zerrissener. "Auf der einen Seite sehe ich nicht ein, dass bei diesem Thema so viel Intoleranz im Spiel ist. Wenn bei einem Wirt die Lüftung gut funktioniert, muss Rauchen doch möglich sein. Natürlich nicht während der Essenszeiten, aber davor und danach", sagt er.
In seiner Gaststube habe er einen 30-prozentigen Umsatzrückgang zu verzeichnen, in seiner Bar ein Minus von 50 Prozent. Auch er klagt über das Verschwinden der angeblich früher vorhandenen Gemütlichkeit. "Die Raucher gehen nach draußen und unterhalten sich auf der Straße, die anderen bleiben drinnen. Das hat schon bei so manchen Hochzeiten fürchterlich gestört."
Stefan Groitl kann trotz seines Unmutes dem totalen Rauchverbot in Bayern auch etwas Gutes abgewinnen. In seinem Bekanntenkreis hätten schon zahlreiche Leute mit dem Rauchen vollständig aufgehört. Auch er selbst. "Ich habe mir damals die Frage stellt, ob ich als Wirt aufhöre mit dem Rauchen. Jetzt rauche ich nicht mehr."
Seine Aushilfskellnerin Karin steht hingegen nach wie vor zur Zigarette. Bei einem Nebeneingang des Gasthauses stehen Aschenbecher, die sie regelmäßig frequentiert. "Ich arbeite auch in einem Lokal in Oberndorf. Dort ist das Rauchen kein Problem", sagt sie. Auch sie plädiert für eine Wahlfreiheit des jeweiligen Gastwirts, ob bei diesem geraucht werden darf oder nicht. "Aber wahrscheinlich beruhigen sich diese Diskussionen erst dann, wenn auch in Österreich ein totales Rauchverbot in der Gastronomie wie in Bayern eingeführt wird."
http://www.salzburg.com/nachrichten/salzburg/chronik/sn/artikel/grenzverkehr-wer-rauchen-will-geht-nach-oberndorf-94109/