http://kaernten.orf.at/stories/437347/20.04.2010
Diskussion: Mehrheit für Rauchverbot
Die Radio-Diskussionssendung "Streitkultur" hat sich am Montagabend mit dem Thema Rauchen oder Nichtrauchen in der Gastronomie beschäftigt. Die Mehrheit der Diskutanten, auch Wirte, waren für ein generelles Rauchverbot.
Betriebe müssen umbauen oder sich entscheiden.
"Schonzeit" endet am 1. Juli 2010
Ab 1. Juli endet die Übergangsfrist für Gastronomiebetriebe: Alle Lokale, die größer als 50 Quadratmeter sind, müssen Rauchern und Nichtrauchern getrennte Bereiche anbieten bzw. sich für ein Nichtraucherlokal entscheiden. Kleinere Betriebe müssen sich generell entscheiden, ob sie Nichtraucher- oder Raucherlokal sein wollen.
Othmar Haas
"Passivrauchen ist mehr als Belästigung." Haas: "Passivrauchen ist Gefährdung"
Das Tabakgesetz mit der Trennung von Nichtraucher- und Raucherbereichen ist unbefriedigend, sagte der Lungenfacharzt Othmar Haas. Denn die Arbeitnehmer in den Lokalen seien nicht geschützt.
Haas: "Das ist meines Erachtens ein Skandal. Es gibt Beweise und Studien aus Bars, wo man verglichen hat zwischen Nichtrauchern und Passivrauchern und man kann klar nachweisen, dass diese eine schlechtere Lungenfunktion haben. Passivrauchen in hohen Dosen ist keine Belästigung, sondern eine Gefährdung."
Erlacher: "An Ungeborenenschutz denken"Aber nicht nur die Arbeitnehmer in der Gastronomie müssen geschützt werden, sagte Dietmar Erlacher, vom Verein Krebspatienten für Krebspatienten.
Erlacher:
"Wir müssen auch daran denken, den Schutz des Ungeborenen, den Schutz der Kleinkinder, die mit Asthma auf die Welt kommen, die Allergien bekommen. Dann in weiterer Folge die Herzinfarkte, die Schlaganfälle, die ebenfalls durch Tabakrauch in höchsten prozentuellen Ausmaß hervorgerufen werden."
Peter Kaiser Kaiser: "Husch-Pfusch-Gesetz"
Auch Gesundheitsreferent LHStv. Peter Kaiser (SPÖ) ist für ein generelles Rauchverbot. Denn die persönliche Freiheit der Raucher hat dort zu enden, wo andere geschädigt werden. Kaiser: "Dieses Gesetz ist ein Husch-Pfusch-Gesetz, es ist nicht exekutierbar. Es ist wettbewerbsverzerrt und geht von völlig falschen Voraussetzungen aus. Es heißt auch Tabak-Gesetz und nicht Nichtraucher-Schutz-Gesetz."
Helmut Hinterleitner Gastronomievertreter verteidigt Tabak-Gesetz
Verteidigt wird das Gesetz vom Vertreter der rund 70.000 Gastronomiebetriebe in Österreich, Helmut Hinterleitner: "Fakt ist, wenn es ein absolutes Rauchverbot gegeben hätten, hätten wir exorbitant hohe Einbußen in unseren Betrieben und an die 4.000 Betriebsschließungen und in etwa 12.000 Arbeitslose mehr."
Dietmar Pobaschnig "Kleines Lokal wird zerstört"
Ab erstem Juli müssen nun auch kleinere Betriebe Raucher- und Nichtraucherbereiche trennen. Eine vielfach unmögliche Forderung, sagte der Wirt Dietmar Pobaschnig: "Es zerstört das Lokal, wir haben ein kleines Lokal. Die Servicewege werden zerstört, das Lokal schaut nichts mehr gleich. Das ist ein Problem."
Wirte befürchten EU-weites Rauchverbot
Für Szenewirt Raimund Spöck gibt es im Sinne der Fairness unter den Betrieben nur eine Lösung: "Die Win-Win-Situation auch in Hinblick auf den Arbeitnehmerschutz kann nur heißen 'nicht rauchen', ich bin für ein generelles Rauchverbot."
Jetzt zu investieren ist auch gefährlich sagen viele Wirte. Wenn die EU ein generelles Rauchverbot erlässt, sind die Investitionen in Nichtraucherbereiche verloren.
Sendung zum Nachhören:
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