Schon Hollywoodstars wie Richard Burton und Grace Kelly, Bildhauer Alfred Hrdlicka oder Altbundeskanzler Fred Sinowatz schlürften im Café Hawelka ihren Kaffee und ließen dabei genüsslich Rauchwolken aufsteigen.
Damit ist es seit Mittwoch vorbei. Denn das von der Familie gestellte Ansuchen auf "Denkmalschutz des Ambientes" wurde abgelehnt. Rauchverbot ist angesagt. Im 1939 eröffneten Traditionscafé in der Wiener City riecht es plötzlich stark nach gerösteten Kaffeebohnen und Putzmittel. Rauchschwaden und volle Aschenbecher sind Geschichte.
Günter Hawelka, 71, ältester Sohn der Kaffeesieder-Dynastie, nimmt's mit einem Augenzwinkern: "Ich hab das erst heute aus der Zeitung erfahren. Aber das Geschäft geht auch so."
Trotzdem folgt Kritik an den Behörden: "In einem so historischen Lokal das Rauchen zu verbieten sehe ich als Kulturfrevel."
Sollten wir am Abend viele Raucher im Lokal haben, dann hänge ich einfach das Schild ,Geschlossene Gesellschaft' raus und schon wird geraucht. Die Nichtraucher frage ich vorher aber schon." Es lebe der Wiener Schmäh. So sahen das auch die Gäste (siehe Befragung). Wirtschaftlich betrachtet erwartet Hawelka keine Einbußen: "Wir haben im Sommer den Schanigarten. Und im Winter muss man halt in unser kleines Foyer oder auf die Straße qualmen gehen. Und Touristen aus dem Ausland sind es gewohnt, dass ein generelles Rauchverbot besteht."
Ist Herr Hawelka eigentlich enttäuscht, dass gerade sein Café - es wird in jedem Stadtführer empfohlen - nicht zu den vier denkmalgeschützten Kaffeehäusern Wiens (Prückel, Sperl, Ritter, Landtmann) zählt? "Eigentlich ist mir das wurscht. Die Begründung des Denkmalamtes aber ärgert mich."
Zu wenig Substanz
Denn Landeskonservator Friedrich Dahn erklärte, dass die Einrichtung kulturhistorisch zu wenig Substanz hätte. Noch im Dezember 2010 galt der Denkmalschutz für das Hawelka als sicher.
Sonja und Norbert (Oberösterreich)
"In Restaurants muss die Zigarette ja wirklich nicht sein. Im Kaffeehaus, noch dazu in einem Traditionshaus wie hier, gehört das Rauchen dazu. Ja, wir rauchen auch und sind das erste Mal hier. Es ist zwar keine Tragödie, aber es ist eine kleine Enttäuschung, dass wir uns zurückhalten müssen. Der Kaffee ist wunderbar, aber die Zigarette dazu fehlt uns schon."
Riccarda und Klaus (Vorarlberg)
"Wir sind beide Raucher und uns stört, dass wir hier nicht rauchen dürfen. Das gehört doch zur Gemütlichkeit eines Wiener Kaffeehauses dazu. Natürlich waren wir schon draußen und haben uns eine angezündet. Zum Kaffeegenuss gehört ganz einfach die Zigarette. Wir sind das erste Mal hier und finden das Verbot hier eigentlich als Enttäuschung. Wir gehen jetzt eine rauchen."
Franz und Christine (Steiermark)
"Wir rauchen beide nicht, verstehen aber die verärgerten Raucher sehr gut. Man kann ja nicht alles in unserem Land verbieten. Wenn das Schule macht, dann dürfen wir in Zukunft kein Bier mehr trinken, weil da ist man dann betrunken. Und wenn wir ein Schnitzerl oder einen Schweinsbraten essen, dann steigt unser Cholesterinspiegel. Das ist doch ein schlechter Witz."
LETZTES UPDATE AM 13.01.2011, 19:47 DRUCKENSENDENLESERBRIEFKOMMENTIEREN
Artikel vom 13.01.2011 16:00 |
KURIER | Michael Berger |
xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
Der O R F meint:http://wien.orf.at/stories/492600/u. a.
"Die kulturhistorische Bedeutung des Cafes ist unbestritten", so der Landeskonservator.
Allerdings sei diese Bedeutung im Kaffeehaus nicht "dinghaft manifest" - also etwa in Form von wertvollen Originalmöbeln oder innenarchitektonischer Besonderheiten erkennbar.
Deshalb entschied sich das Bundesdenkmalamt (BDA) letztendlich gegen eine Unterschutzstellung. Dahm betonte, dass die Entscheidung auf der Grundlage eingehender Recherchen erfolgt sei. Die Kriterien für den Erhalt des Denkmalstatus lägen generell sehr hoch, gab er zu bedenken.
In Wien sind derzeit nur vier Kaffeehäuser unter Denkmalschutz gestellt. Neben dem Cafe Prückel und Sperl sind dies das Cafe Ritter in der Mariahilfer Straße und das Landtmann.