Karl Leeb, Linz
Ich begrüße die Initiative von Vizekanzler Mitterlehner, das absolute Rauchverbot in der Gastronomie nun endlich umzusetzen.
Es ist für mich die logische Konsequenz der Tatsache, dass jene Gastronomie-Betriebe ohne Rauchverbote, die Herr Hinterleitner von der Wirtschaftskammer vertritt eine akute Gefahr für das Leben und die Gesundheit der dort arbeitenden Kellner und die Gäste darstellen.
In Ländern, die Rauchverbote eingeführt haben ging die Zahl der Herzinfarkte sofort um 10-20 % zurück.
Der Kampf um Rauchverbote in der Gastronomie wird seit vielen Jahren von freiwilligen Laien wie Rockenbauer, Erlacher, stark von Ärzteseite mit Neuberger , aber auch vielen anderen, zuletzt Hellmut Samonigg mit seiner Initiative Don´t smoke geführt.
Uns gegenüber stehen in Österreich vor allem Wirtschaftskammerfunktionäre (Hinterleitner, Wolf, Leitl; ich will sie salopp die Troika für die Tabakindustrie nennen ohne damit zu meinen, dass sie von der Industrie gekauft wurden), die gebetsmühlenartig genau jene alten Hadern nachplappern, die die Tabakindustrie als Halbwahrheiten und Lügen vor fast drei Jahrzehnten in die Welt gesetzt haben.
Zitat Adlkofer (Arzt im Solde der dt. Tabakindustrie): we need “good public relations material, not good science.”
Ich kann nicht auf jeden Unsinn und jede falsche Zahl eingehen, die da in die Welt gesetzt wurden, aber ich darf Ihnen verraten, dass zum Beispiel die furchtbaren Umsatzverluste durch Rauchverbote in Irland falsch sind (Zitat Bertie Ahern, irischer Ministerpräsident: Ich kann Ihnen versichern, dass in Irland kein einziges Pub wegen finanzieller Verluste durch das Rauchverbot schließen musste; Gerry Rafter, Präsident der irischen Wirtevereinigung: Wir wollen die Raucher nicht im Pub zurück haben).
Das passt zu einem Zitat einer Tabakindustrie-Mitarbeiterin, die schon 1998 in einer internen Präsentation gesagt hat:
“Also, the economic arguments often used by the industry to scare off smoking ban activity were no longer working, if indeed they ever did. These arguments simply had no credibility with the public, which isn't surprising when you consider that our dire (düster) predictions in the past rarely came true.”
„Die wirtschaftlichen Argumente der Tabakindustrie um Rauchverbote zu verhindern wirken nicht mehr, wenn sie es überhaupt je taten. Sie waren in der Öffentlichkeit nicht glaubwürdig, was nicht überrascht wenn Sie bedenken, dass unsere düsteren Prognosen in der Vergangenheit sich selten als wahr herausgestellt haben.“
In der letzten Presseaussendung der WK appelliert Hinterleitner, sich an Fakten zu orientieren. Gerade er, der mit Zahlen um sich wirft, die ihm nicht einmal der Finanzminister der eigenen Partei glaubt, wenn es um jene Millionen geht, die Wirte angeblich investiert haben. Sie haben das übrigens getan, weil Hinterleitner dieses verpfuschte Gesetz mitgeschrieben hat (und mitgeschrieben ist hier höflich formuliert).
In dieser Aussendung wird dann plötzlich jenes Irland als Beispiel für Ausnahmen bei Rauchverboten genannt, in dem doch so schreckliche Umsatzverluste beklagt wurden. Und zur Krönung nennt er noch Italien. Ja, her mit dem italienischen Tabakgesetz: dort sind Türen ohne Dichtung (was eh wurscht ist, weil die Tür ja meist offen ist) nicht erlaubt.
Ich will Sie nicht länger aufhalten.
Passivrauch tötet. Kurt Kuch ist öffentlich gestorben und hat wesentlich dazu beigetragen, dass das Rauchverbot unmittelbar bevorsteht. Ich bitte Sie, in seiner Nachfolge: Lassen Sie nicht zu, dass Leute wie Herr Hinterleitner mit jenen Argumenten, verdrehten Zahlen und Fakten nur im Sinne der Tabakindustrie (und er bekommt, anders als die Gastronomieverbände im Ausland nach Aussagen von Dr. Leitl dafür nicht einmal Geld von der Tabak-Industrie) agiert. Die Umsatzverluste, die er propagiert stimmen nicht. Fragen Sie nach (check and double check). Zwingen Sie ihn, seine Studien auf den Tisch zu legen. Uns hat er sie nie offengelegt. Dr. Leitl hat mir zugestanden, dass die „Studien“ keinem wissenschaftlichem Anspruch genügen sondern „seriöse Berichte von Branchenvertretern sind“. Verlangen Sie seine Quellen. Lassen Sie nicht zu, dass er für seine Betriebe weiter die Lizenz zum Töten behält, denn Passivrauch tötet. Seit Mitternacht wieder einen und bis Mitternacht noch zwei. In Wien wurden die Spielautomaten aus Lokalen verbannt, um spielsüchtigen zu helfen.
Jeder Raucher darf sich selber schädigen, aber er darf niemanden anderen schädigen!
Wir haben keine Zeit zu verlieren. Die Rauchverbote müssen noch heuer in Kraft treten. Alles andere wäre unterlassene Hilfeleistung. Das Leiden und Sterben durch Passivrauch muss sofort beendet werden.
Bis zum Inkrafttreten des Rauchverbotes fordere ich, dass die bestehenden Gesetze mit wirksamen Strafandrohungen durchgesetzt werden. Und damit meine ich, dass es nicht einem Raucher-Sheriff überlassen werden soll, anzuzeigen. Jeder Hundstrümmerl-Wächter in Wien kann auf seiner Route in Lokalen nachsehen, ob das Gesetz eingehalten wird. Arbeitsinspektoren sollen alle Rauchverbote in den Betrieben im Auge haben und wenn sie es nicht selber wollen zumindest bei der Behörde melden wenn die Verbote nach dem Tabakgesetz nicht eingehalten werden.