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1 - Wien / Das Rauchen als antifaschistischer Akt
« am: April 24, 2010, 23:00:49 Nachmittag »http://diepresse.com/home/meinung/gastkommentar/560445/index.do
Das Rauchen als antifaschistischer Akt
RUDOLF BRETSCHNEIDER (Die Presse)
Rauchen ist gesundheitsschädlich. Aber vieles andere auch.
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Der Soziologe Peter L. Berger hat mir bei einem seiner Wienaufenthalte eine interessante Geschichte erzählt. Vor Jahren sei – ausgerechnet auf einer Konferenz in Kuba – das Thema „Raucherbekämpfung“ diskutiert worden. Das bislang gebrauchte Argument, Raucher kosteten den Staat wegen ihrer Gesundheitsschäden mehr Geld (als Nichtraucher) war schleißig geworden; schließlich sterben Raucher, statistisch gesehen, früher und „kosten“ infolge kürzeren Pensionsgenusses unter Umständen sogar weniger. Da verfiel man auf eine andere Schädlingsargumentation: Sie schadeten mit ihrem Rauch „unschuldigen Opfern“. Damit wäre ihr unmoralisches Verhalten erwiesen. Das Thema „Schäden durch Passivrauchen“ trat seinen medialen Schwadenumzug um Teile der Welt an.
Der Begriff des „Passivrauchens“ musste nicht erst erfunden werden. Er war schon von den Nationalsozialisten benutzt worden. Unter dem militanten Nichtraucher Hitler gab es ja bekanntlich eine massive Antiraucherkampagne (Plakate erklärten, dass „Juden, Afrikaner, Inder, lockere Frauen und dekadente Intellektuelle“ diese schlechte Gewohnheit hätten). Hitler selbst rauchte als junger Mann und „Künstler“ zwei Packungen pro Tag, musste aber wegen Geldmangels aufgeben. Danach versuchte er die Menschen vom Rauchen abzubringen (bei Hermann Göring und Eva Braun scheiterte er).
Dürftige Methodik
Dies sind kleine Details aus einem sehr sachlich geschriebenen Buch von Christopher Snowdon „Velvet Glove, Iron Fist. A History of Anti-Smoking“, UK 2009. Es zeigt alle Spielarten der Raucherbekämpfung: Sie variieren in Motiven (religiös, moralisch, medizinisch) und Methoden (Galeere, heißes Blei in den Rachen, moralische Verurteilung). Weder „Verfolger“ noch die Tabaklobby kommen gut dabei weg. Es ist eine bewegte Geschichte – voll von Einzelaposteln und ihren Kreuzzügen, besorgten Aufklärern, Konvertierten und Gesundheitsbehörden – staatlichen und selbst ernannten. Den Schluss bildet eine penible Auflistung der bis dato vorliegenden Einzelstudien zum Thema „Schäden durch Passivrauchen“. Deren Methodik ist dürftig. Und so verwundert es nicht, dass die Ergebnisse größtenteils statistisch insignifikant sind. Von 64 Studien fanden neun einen leicht signifikanten Zusammenhang zwischen Passivrauchen und Erkrankungen „naher Nichtraucher“; drei fanden einen negativen Zusammenhang („Passivraucher erkrankten weniger“) und 52 zeigten keinen Zusammenhang zwischen Passivrauchen und beobachteten Erkrankungen.
Das ist die Basis, auf der ein guter Teil der Antirauchergesetzgebung ruht. Ja – und auf sogenannten Metastudien (aber wenn man die erwähnten Befunde gemeinsam betrachtet, lässt sich erst recht nichts ablesen, was die Stigmatisierung der Raucher als Täter, denen unschuldige Opfer ihre Krankheit verdanken, rechtfertigen würde).
Rauchen ist gesundheitsschädlich – das ist sicher. Aber auch Bekehrungsbewegungen haben ihre (gesellschaftlichen) Folgekosten. Man muss nur auf den Tag warten, da übermäßiger Fett-, Zucker-, oder Salzkonsum als volksgesundheitsschädlich entdeckt wird; oder übermäßige Automobilität oder „Energiefressen“. Nicht auszudenken, wo und wie überall gesündigt werden kann!
Schade, dass das Recht zu rauchen in geeigneten Lokalitäten (mit getrennten Zonen) nicht zum „antifaschistischen Grundkonsens“ zu gehören scheint. Schließlich kann man gerade in unserem Teil der Welt „rauchen“ unter anderem als antifaschistischen Akt betrachten. Hitler soll ja Schuschnigg beim Gespräch am Obersalzberg das Rauchen untersagt haben...
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.04.2010)
Selten so einen schwachen Kommentar gelesen
Raucher kennen offenbar nichts anderes als billige Polemik, wenn es darum geht ihre Sucht zu verteidigen und dabei zu behaupten, andere kämen nicht zu Schaden.
Eine prägnante Zusammenfassung des Problems Passivrauchen (wissenschaftliche Studien werden auch zitiert) gibt es hier:
http://www.netdoktor.at/health_center/rauchstopp/passivrauchen.htm.
Dar+ber kann man auch nicht hinwegsehen, wenn man ein Büchlein zitiert, das Nichtraucher offenbar als "Faschisten" darstellt.
Darüberhinaus ist Zigarettenrauch einfach grauslich, und ihn einatmen zu müssen für Nichtraucher das Gegenteil von Genuss.
Übrigens, Herr Brettschneider: auch Stalin und Mao waren Raucher, vielleicht macht Ihnen das Ihre Sucht ein wenig unsympathischer. Kampfraucherargumente sind auch eher stark rechter als antifaschistischer Grundkonsens, zumindest sind die rechtesten Parteien, die wir haben (FPÖ, BZÖ) Ihre größten Unterstützer.
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Faschistoider Fanatismus der Raucher(lobbyisten)
Um mal mit dem Worten des Kommentarautoren zu bleiben (siehe Überschrift) ist rauchen sehr wohl ein unterdrückendes (Nichtraucher werden ausgregrenzt, in Hinterzimmer gesperrt, ihre Freiheit nicht rauchen zu wollen wird abgeschmetter mit der Argumentation das die Schädlichkeit nicht "1000% bewiesen wäre"), militantes, faschistoides Handeln, zumal es die Menschen trennt, seperariert und klassifiziert "Nichtraucherräume, Raucherräume / Kennzeichnung von Lokalen".
Die Möchtegern-Argumentation der Gesundheitsschädlichkeit ist wirklich absurd. Fern der klaren Bewiesenheit der Schädlichkeit würde der Autor auch nicht auf die Idee kommen die in Folge einer erhaltenen Backpfeife eines Lokalgastes auf seinem Gesicht gerade aufgetrene Rötung erst einmal "wissenschaftlich 100% nachzuweisen" bevor er die Möglichkeit und das Recht erhält sich selbst auszusuchen ob er geschlagen werden möchte oder nicht. Selbstverständlich ist Passichrauchen schädlich, dabei ist es unerheblich ob 100, oder 10.000 Menschen sterben, genauso wie kein Alkoholiker nach einem von ihm verursachten Autounfall mitteillen kann: "Tja, sorry, Bunjeejumping ist auch gefährlich".
Es geht beim rauchen lediglich um Freiheit um Selbstbestimmung - nicht mehr, nicht weniger, beides wurde und wird in Frankreich, New York, Italien oder Irland garantiert. Hierzulande versuchen Berufsopportunisten unter Hitler-Vergleichen das nichtrauchen als "aktiven Akt" niederzumachen.
Lächerlich und bezeichnend.
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